Nachhallzeit messen: Warum sie entscheidend für gute Raumakustik ist

Die Nachhallzeit ist einer der wichtigsten Parameter zur Beurteilung der Raumakustik – und zugleich ein praxisnahes Werkzeug, um akustische Mängel in Innenräumen zu identifizieren. Ob Konferenzraum, Klassenzimmer, Tonstudio oder Großraumbüro: Eine unpassende Nachhallzeit führt schnell zu schlechter Sprachverständlichkeit, unangenehmem Klang oder erhöhter Lärmbelastung. Doch wie misst man die Nachhallzeit richtig, worauf ist zu achten – und wie werden die Ergebnisse bewertet?

Was ist die Nachhallzeit?

Die Nachhallzeit T60 gibt an, wie lange es dauert, bis der Schalldruckpegel in einem Raum nach Abschalten einer Schallquelle um 60 Dezibel abfällt. Sie beschreibt also, wie „lange der Raum nachklingt“. Die Nachhallzeit hängt maßgeblich von der Raumgeometrie, den Oberflächenmaterialien und der Einrichtung ab.

Zu lange Nachhallzeiten führen zu einer „halligen“ Raumakustik, in der Sprache schwer verständlich ist. Zu kurze Nachhallzeiten hingegen lassen Musik trocken und leblos klingen. Daher ist die Zielgröße stets abhängig vom Nutzungszweck. Normative Grundlagen für die Bewertung liefert u. a. die DIN 18041 („Hörsamkeit in Räumen“).

Wie misst man die Nachhallzeit?

In der Praxis gibt es zwei bewährte Verfahren zur Nachhallzeitmessung:

  1. Impulsantwort-Messung
    Hierbei wird ein kurzer, breitbandiger Impuls erzeugt – z. B. über einen Starterschuss, Ballonknall oder elektronische Impulssignale. Ein Messmikrofon zeichnet das akustische Antwortsignal auf. Aus der Impulsantwort wird mittels mathematischer Auswertung die Nachhallzeit in verschiedenen Frequenzbändern bestimmt.
  2. Breitbandige Anregung
    Eine breitbandige Rauschquelle wird plötzlich abgeschaltet. Der nachfolgende Pegelabfall wird über das Mikrofon aufgezeichnet. Dieses Verfahren wird häufig mit Omnidirektional-Lautsprechern durchgeführt.

Worauf muss man bei der Messung achten?

Damit die Nachhallzeitmessung zuverlässige Ergebnisse liefert, sind einige Punkte entscheidend:

  • Raum muss leer oder im definierten Zustand gemessen werden
  • Positionierung von Lautsprecher und Mikrofon gemäß ISO 3382
  • Mehrere Mikrofonpositionen zur Mittelwertbildung, je nach Raumgröße
  • Auswertung in Oktav- oder Terzbändern zwischen 125 Hz und 4 kHz

Eine professionelle Nachhallzeitmessung erfolgt stets frequenzabhängig – da sich Materialien und Raumresonanzen unterschiedlich auf tiefe, mittlere und hohe Frequenzen auswirken.

Praxisbezug: Warum Nachhallzeitmessung Sinn macht

Eine korrekt gemessene Nachhallzeit ist die Grundlage für jede akustische Bewertung oder Planung. Sie ermöglicht:

  • Objektive Einschätzung der Raumakustik
  • Vergleich mit Normwerten (z. B. DIN 18041)
  • Zielgerichtete Maßnahmenplanung, z. B. Anzahl und Position von Absorbern
  • Erfolgskontrolle nach Umbauten oder Maßnahmen
  • Dokumentation für Bauherren, Planer, Behörden oder Förderstellen

In der Praxis zeigt sich: Schon mit wenigen gezielten Messpunkten lässt sich eine zuverlässige Aussage über die akustische Qualität eines Raumes treffen – sei es im Büro, Klassenzimmer, Veranstaltungsraum oder in privaten Wohnräumen.

Unser Vorgehen: Fachgerechte Messung durch unser Ingenieurbüro

Als spezialisiertes Ingenieurbüro bieten wir professionelle Nachhallzeitmessungen nach gültigen Normen und Standards an – inklusive Auswertung, Normbewertung und Handlungsempfehlungen. Wir verwenden präzise Messequipment (z. B. Klasse-1-Mikrofone, Dodekaeder) und liefern messbare Ergebnisse, mit denen sich Raumakustik zielgerichtet verbessern lässt.

Zusätzlich bieten wir Ihnen akustische Simulationen mit COMSOL Multiphysics, mit denen wir die Messdaten modellbasiert ergänzen oder zukünftige Umbauten vorausschauend planen können.


Quellen & weiterführende Informationen:

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