Modalanalyse – Schwingungsformen verstehen, Probleme vermeiden

Wenn sich Maschinen oder Strukturen unerwartet verformen, vibrieren oder gar versagen, liegt die Ursache häufig in dynamischen Effekten. Genau hier setzt die Modalanalyse an: Sie ermöglicht es, das Schwingungsverhalten technischer Systeme bereits in der Entwicklung systematisch zu untersuchen – und kritische Eigenfrequenzen frühzeitig zu erkennen. Ob als numerische Simulation oder experimentelle Messung: Die Modalanalyse ist ein unverzichtbares Werkzeug für Ingenieure in nahezu allen technischen Disziplinen.


Was ist eine Modalanalyse?

Die Modalanalyse ist ein Verfahren zur Untersuchung der Eigenfrequenzen, Eigenformen und Dämpfungseigenschaften eines Systems. Sie beantwortet zentrale Fragen:

  • Wie reagiert ein Bauteil auf dynamische Anregungen?
  • Gibt es Resonanzgefahren durch Übereinstimmung von Eigen- und Anregungsfrequenzen?
  • Wo liegen potenzielle Schwachstellen in der Konstruktion?

Die Ergebnisse der Modalanalyse – insbesondere die Eigenformen – geben dabei anschaulich Auskunft über die Art der Schwingung: Biegung, Torsion, Knotenlinien, lokale Verstärkungen usw.

Modalanyse FEM einer Scheibe

Numerisch oder experimentell? Zwei Wege zur Modalanalyse

Es gibt zwei grundlegende Ansätze:

Numerische Modalanalyse

Hierbei wird ein Bauteil mithilfe der Finite-Elemente-Methode (FEM) untersucht. Die Struktur wird vernetzt, Randbedingungen definiert und eine Eigenwertanalyse durchgeführt. Typische Softwarelösungen sind COMSOL Multiphysics, ANSYS, Abaqus oder Nastran. Dieser Ansatz ist ideal in der Entwurfsphase – bevor Prototypen verfügbar sind.

Experimentelle Modalanalyse

Bei dieser Methode wird das reale Bauteil unter definierten Bedingungen vermessen. Mithilfe eines Impulshammers oder Shakers wird das Bauteil angeregt, Sensoren (z. B. Beschleunigungssensoren oder Laservibrometer) erfassen die Reaktionen. Anschließend erfolgt die mathematische Auswertung mittels Curve Fitting Algorithmen. Diese Methode ist besonders wichtig zur Validierung oder zur Analyse bestehender Strukturen.

Beide Methoden lassen sich ideal kombinieren: numerisch zur Prognose, experimentell zur Absicherung.


Typische Einsatzbereiche der Modalanalyse

Die Modalanalyse ist in vielen Branchen ein Schlüsselwerkzeug. Zu den häufigsten Anwendungen zählen:

  • Maschinenbau: Vermeidung von Resonanzen in Trägern, Gehäusen, Wellen
  • Fahrzeugtechnik (NVH): Analyse von Karosseriemoden, Auspuffschwingungen, Antriebssystemen
  • Akustik: Koppelung zwischen Struktur- und Luftschall bei Lautsprechern, Gehäusen, Raumakustik
  • Bauwesen: Schwingungsverhalten von Brücken, Hallendecken, Fassaden bei Wind oder Erdbeben
  • Medizintechnik: Modalanalyse von Implantaten oder medizinischen Geräten (z. B. zur akustischen Optimierung)

Der gemeinsame Nenner: Die Modalanalyse liefert eine objektive Grundlage für Entscheidungen in Entwicklung, Optimierung und Qualitätssicherung.


Typische Fragestellungen aus der Praxis

  • Liegt eine Eigenfrequenz nahe an einer Anregungsfrequenz (z. B. Motordrehzahl, Straßenwelle, Lärmquelle)?
  • Ist eine bestimmte Modenform für das Funktionieren oder Versagen des Produkts relevant?
  • Welche Änderungen in Geometrie oder Material beeinflussen das Schwingungsverhalten positiv?
  • Wie kann die Modalanalyse in eine größere Schwingungsanalyse (z. B. H, Transienten) integriert werden?

Software, Tools und Messsysteme

Für die numerische Modalanalyse bieten sich an:

Für die experimentelle Modalanalyse:

  • Shaker + Impulshammer zur Anregung
  • Piezo- oder MEMS-Beschleunigungssensoren
  • Laservibrometer (z. B. Polytec) für berührungslose Messung
  • Datenerfassung & Analyse mit LMS, Dewesoft, m+p oder HeadAcoustics

Interpretation der Ergebnisse

Ein erfolgreicher Modalanalysebericht enthält:

  • Eigenfrequenzen
  • Modenformen, meist animiert
  • Bei Messungen: Modale Dämpfung

Wichtig ist nicht nur das bloße Ermitteln der Daten, sondern deren Bedeutung für den realen Betrieb:

  • Gibt es Modenkopplung?
  • Wo sind Knotenlinien – können dort Sensoren oder Halter angebracht werden?
  • Was bedeuten Überlappungen in Frequenzbereichen für das Design?

Modalanalyse als Teil eines größeren Ganzen

Die Modalanalyse steht oft am Anfang komplexer Schwingungsuntersuchungen. Sie ist die Grundlage für:

  • Harmonische Responseanalyse: Wie reagiert das System bei periodischer Anregung?
  • Transientenanalyse: Was passiert bei kurzzeitigen Impulsen oder Lastwechseln?
  • Akustik-Simulationen: Wie koppelt sich Schwingung mit Luftschall?
  • Optimierungen: Zielgerichtete Veränderung von Masse, Steifigkeit, Dämpfung

In Kombination mit FEM und Messtechnik wird aus der Modalanalyse ein kraftvolles Instrument für Simulation, Validierung und Produktoptimierung.


Fazit: Modalanalyse ist mehr als ein Zahlenwerk

Die Modalanalyse bringt Struktur in dynamisch komplexe Systeme. Sie erlaubt es, Resonanzen zu vermeiden, Schäden vorzubeugen und Bauteile effizienter zu gestalten. Als Dienstleister unterstützen wir Sie dabei – von der Simulation über die Messung bis zur Bewertung und Handlungsempfehlung.

Ob Sie eine einfache Eigenfrequenzanalyse, eine modale Verifikation Ihres Designs oder eine detaillierte Schwingungsanalyse benötigen – wir liefern die passenden Antworten.


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